Weltkindertag 2010
Gemeinsam Gegen Kinderarmut und Ausgrenzung
Am 18. September 2010 haben wir zum diesjährigen Weltkindertag wieder ein großes Fest für die ganze Familie veranstaltet.
Wir fordern, dass Kinder nicht länger ein Armutsrisiko darstellen dürfen.
Kinder dürfen von Bildungschancen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht wegen ihrer Herkunft oder der finanziellen Verhältnisse ihrer Eltern ausgegrenzt werden. Auf diese Forderung haben wir in der Gütersloher Innenstadt mit vielen Aktionen aufmerksam gemacht.
„KINDERARMUT. Gemeinsam Barrieren überwinden“
mit Aktionen unter dem Motto
Schüler gegen Kinderarmut - „Ich geb´ die Hand drauf“
„Painting-hands“ mit Botschaft“
Die Europäische Kommission hat das Jahr 2010 zum „Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung“ erklärt. Neben der umfassenden Information über das Thema Armut in den Mitgliedsländern sind die Regierungen aufgefordert, ihre Bemühungen zur Bekämpfung der Armut weiter zu intensivieren. Auch der Deutsche Kinderschutzbund hat daraus folgend beschlossen, das Thema Kinderarmut zum Schwerpunktthema des Jahres 2010 zu machen.
Die Veranstaltung zum diesjährigen Weltkindertag am Samstag, 18. September 2010, die der Kreisverband Gütersloh des Deutschen Kinderschutzbundes wieder auf dem Vorplatz der Martin-Luther-Kirche durchgeführt hat, stand deshalb unter dem bundeseinheitlichen Motto „Kinderarmut – Gemeinsam Barrieren überwinden“ und hat verschiedene Aktionen beinhaltet, mit denen wir uns unter hoher Beteiligung von Kindern und Jugendlichen gegen Kinderarmut und soziale Ausgrenzung gewendet haben.
Ca.1.700 Schüler von 12 Gütersloher Grundschulen haben an unserer „painting-hands“-Aktion teilgenommen, in deren Rahmen in den Schulen insgesamt 19 Banner in Größen von 4 x 1,50 m von den Schülern mit (insgesamt ca. 6.700) Handabdrücken bedruckt wurden, die vor der Martin-Luther-Kirche präsentiert worden sind.
Sie werden später auch an anderen geeigneten exponierten Stellen (z.B. Martin-Luther-Kirche, Volksbank, Rathaus, Bibliothek) für längere Zeit sichtbar bleiben.
Jeder Handabdruck repräsentiert dabei ein im Kreis Gütersloh in Armut lebendes Kind. Die beteiligten Schüler haben „ihre Hand drauf“ gegeben.
Nach der offiziellen Eröffnung der Veranstaltung durch die Bürgermeisterin Frau Maria Unger als Schirmherrin und der Präsentation der Stoffbanner wurden viele hundert Besucher durch ein über zweistündiges Bühnenprogramm Gütersloher Schulen angezogen.
Nach den stimmsicheren „Kolibris“ der Grundschule Blankenhagen
zeigten die kleinen Nachwuchsbläser der Edith-Stein-Schule ihr schon erstaunliches Können.
Einer mitreißend lebendigen Tanzdarbietung der Grundschule Nordhorn
folgten die Kinder der Musik AG der Grundschule Pavenstädt mit beeindruckenden Ausschnitten und nachdenklichen Texten aus ihrem Musical „4-Farben-Land“,
die Bläserklasse des Städtischen Gymnasiums mit vielfältig swingenden Rhythmen
sowie die Kinder der Schule für Musik und Kunst mit ihren Gitarren, Flöten und Trommeln und einem indianischen Musikspiel.
Den Abschluss bildeten die „frozen window“, eine Rockgruppe aus dem Nachwuchs des CVJM Isselhorst mit ihren kritischen Texten in rockiger Verpackung.
Die ganze Veranstaltung war natürlich vor allem auch ein Fest für Kinder und Jugendliche. Es gab wieder eine große Tombola mit dem Hauptpreis einer Ballonfahrt von Matthias Sommer.
Der Erlös des Festes soll ganz konkret in Armut lebenden Kindern helfen. Denn Kinderarmut hat häufig weit reichende Folgen. Neben der rein materiellen Armut haben die betroffenen Kinder unter anderem geringere Bildungschancen, meist einen schlechteren Gesundheitszustand und Schwierigkeiten in der sozialen Entwicklung. Das Arbeitslosengeld II reicht meist nicht aus, um Kinder gesund zu ernähren, erst recht nicht, um ihnen z.B. die Teilnahme an Kunst- oder Musikunterricht zu gewähren. Daher möchte der Kinderschutzbund für die betroffenen Kinder im Rahmen des neuen Projektes „Der fliegende Teppich“ Kunst- und Musikunterricht anbieten.
Die "Neue Westfälische" berichtete am 23.09.2010:
Informationen zum Thema Kinderarmut
Wer ist arm?
Arm ist, wer weniger als 50% des Durchschnittsnettoeinkommens eines Landes zur Verfügung hat und / oder Hilfe zum Lebensunterhalt bezieht.
In Deutschland liegt die Grenze zur Einkommensarmut bei:
weniger als 1.353 Euro für eine Zwei-Eltern-Familie mit einem Kind unter 14 Jahren
weniger als 1.784 Euro für eine Zwei-Eltern-Familie mit einem Kind unter 14 Jahren und einem Kind von 14 Jahren und älter
weniger als 923 Euro für eine Ein-Eltern-Familie mit einem Kind unter 14 Jahren.
Die Regelsätze von Hartz IV liegen noch unterhalb dieser Zahlen.
Ab dem 01.07.2009 liegt der Hartz IV Regelsatz bei bei 359 € und lag bis zum 30.06.2009 bei 351 €, was eine Erhöhung von 8€ oder in Prozent 2,279% ergibt.
Die Regelleistung basiert auf einzelnen Bedarfen, die insgesamt die Summe von derzeit 359 € Regelbedarf ergeben. Für Kinder wird, auch wenn es inzwischen vom Bundesverfassungsgericht beanstandet worden ist, immer noch nicht am eigenen Bedarf orientiert festgelegt, sondern nach einem prozentualen Anteil am Regelsatz für Erwachsene, der wiederum wie folgt ermittelt wird.
Kinderarmut im Kreis Gütersloh
Die im Folgenden genannten Zahlen beziehen sich nur auf Kinder, die von Hartz IV und Sozialgeld leben.
Zahlen aus dem Jahr 2007:
6.004 Kinder unter 15 Jahren die von Hartz IV leben
+ ca. 100 Kinder unter 15 Jahren die von Sozialgeld leben
= 6.142 Kinder
+ 10 % für die Kinder von 15 bis 18 Jahren (die in der Statistik von Hartz IV nicht geführt werden)
= ca. 6.700 Kinder in Armut
Nach dem Familienbericht der Stadt Gütersloh für 2008 sind in Gütersloh insgesamt 26 % der Familien von Armut betroffen oder bedroht, und zwar insbesondere in den Ortsteilen Blankenhagen, Sundern, Spexard und Pavenstädt. In Blankenhagen erhält jedes dritte Kind unter 15 Jahren Sozialgeld !
Diese Kinderrechte der UN-Konventionen über die Rechte des Kindes sind durch Kinderarmut besonders bedroht:
Recht auf soziale Teilhabe
Armut führt zu sozialer Ausgrenzung
Soziale Ausgrenzung bei Armut entsteht nicht nur durch fehlendes Einkommen, sondern auch durch einen Mangel an Möglichkeiten der sozialen und politischen Teilhabe sowie durch das Fehlen individueller Ressourcen, Fertigkeiten und Kompetenzen.
Zum Beispiel können Ganztagsschulen und Kindertagesstätten aufgrund der zusätzlichen finanziellen Belastung (z.B. Essensgeld) für Eltern und Kinder in Armut nur begrenzt genutzt werden.
Recht auf Gesundheit
Die gesunde Ernährung eines 15 jährigen Kindes kostet in Deutschland am Tag mindestens 4, 68 Euro (wenn man im Discounter einkauft).
Hartz IV veranschlagt für ein 15-jähriges Kind nur 3,54 Euro am Tag für Nahrung und Getränke.
Recht auf Bildung
Für ein Kind unter 14 Jahren sind monatlich 251 Euro Hartz IV veranschlagt. Laut Gesetz ist dieses Geld für verschiedene Ausgaben vorgesehen.
Schulbedarf ist nicht berücksichtigt! (Für „Schreibwaren im Allgemeinen“ waren nach früheren Bedarfsberechnungen 1,64 Euro monatlich eingeplant.)
Die Einschulung eines Kindes kostet ca. 180 Euro (Schultornister, Turnbeutel, Schultüte etc.).
In einem normalen Schuljahr müssen Eltern bis zu 300 Euro für Schulsachen ausgeben.
(Quelle: http://www.erwerbslos.de/images/stories/dokumente/kampagnenseite/materialien/flyer_schulsachen.pdf)